top of page

Die Geschichte des Fjord Cottage 

Die Anfänge – ein neues Heim im Jahr 1799

Wenn man sich die Dorfstraße von Roikier um das Jahr 1799 vorstellt, sieht man verstreute Katen zwischen Knicks und Feldern, Reetdächer, die sich unter dem Wind des nahen Meeres ducken, und Rauch, der aus den Backhäusern aufsteigt. In diese Welt kam der Kätner Asmus Paulsen.

Paulsen, geboren 1768 in Habernis, hatte kurz zuvor die Tochter Christina Maria Matthiesen geheiratet. Noch jung, voller Tatkraft und mit der Hoffnung auf ein eigenes Heim, kaufte er im Jahr 1798 ein kleines Stück Land in Kalleby. Schon im folgenden Frühjahr errichtete er hier, „bei Philipsthal“, ein neues Haus: neunfach lang, ein Reetdachbau, wie er typisch für die Gegend war – Wohnstube, Küche, Stall und Scheune unter einem Dach. Ein solches Haus war mehr als nur Schutz; es war Lebensraum für Mensch und Tier, Arbeitsplatz, Schlafstätte und Mittelpunkt des Familienlebens.

Als im Juli 1799 seine Tochter Christina Margareta geboren wurde, war der Einzug in die Kate vollzogen. Damit begann die nunmehr über 150 Jahre währende Geschichte der Familie auf diesem Fleck Erde.

Ein Hof wächst mit seinen Menschen

Die Kate war schlicht, aber für die damalige Zeit solide. Schon 1820 war sie bei der Brandgilde versichert – ein Zeichen, dass sie als wertvoller Besitz galt. Nebenan stand ein dreifach langes Backhaus. Hier wurde Brot gebacken, nicht nur für die eigene Familie: Oft roch das ganze Dorf nach frischem Brot, und die Backtage waren Anlässe, bei denen die Nachbarschaft zusammenkam.

Asmus Paulsen selbst erlebte eine beinahe biblische Lebensspanne. Er starb 1864, fast 96 Jahre alt. Seine Frau war schon viele Jahre zuvor gegangen, doch er hatte die Gewissheit, dass das Werk seines Lebens in den Händen seiner Kinder fortbestand.

Der Weber Hans Hinrich Paulsen

Es war der Sohn Hans Hinrich, geboren 1804, der die Kate 1829 übernahm. Von Beruf Weber, aber auch Landwirt, führte er den Hof durch eine Zeit des Wandels. Unter seiner Hand wurde das Backhaus erweitert, nun sechsfächrig – genug, um die wachsende Familie zu versorgen.

Das Leben auf dem Hof war geprägt von harter Arbeit, aber auch von den kleinen Ritualen des bäuerlichen Alltags: das morgendliche Melken der Kühe, das Dreschen im Winter, das Spinnen und Weben in den langen Abenden.

Hans Hinrich heiratete 1840 Mette Catharina Dose aus Wolsroi. Mit ihr bekam er drei Kinder. Seine Tochter Mette Catharina sollte später die nächste wichtige Gestalt in der Geschichte der Kate werden.

Die Ära der Familie Lucassen

1868 heiratete Mette Catharina Paulsen den Zimmermann Jacob Lucassen. Mit ihm zog neue Handwerkskunst in den Hof ein. Jacob baute ein größeres Wohnhaus, zehnfach lang, und ersetzte das alte Backhaus durch eines mit Ziegeldach – ein Fortschritt, der die Modernisierung der ländlichen Bauweise widerspiegelte.

Doch das Glück währte nicht lange: 1883 starb Jacob Lucassen an den Folgen eines Arbeitsunfalls. Seine Frau blieb mit neun Kindern zurück, das jüngste kam erst nach dem Tod des Vaters zur Welt. Trotz widriger Umstände wuchs jedes dieser Kinder zu einem selbstständigen, tüchtigen Menschen heran – eine stille, aber eindrucksvolle Ehrenkrone für ihre Mutter.

Besonders ihr Sohn Matthias trat hervor: 1894 übernahm er die Kate und führte das Erbe weiter.

20. Jahrhundert – Kontinuität und Wandel

Mit Matthias und seiner Frau Helene Christine begann eine neue Epoche. Zwar blieb das bäuerliche Leben hart, doch der Fortschritt zog ein: Maschinen ersetzten Handarbeit, Mark und Reichsmark lösten den Courant ab, und die Kate selbst wurde Teil einer Welt, die sich zunehmend veränderte.

Ihre Tochter Meta Margaretha heiratete 1924 Julius Eduard Otto Blunck, einen gelernten Verwalter. Unter ihm wurde die Kate nicht nur bewahrt, sondern auch ausgebaut: Landkäufe, neue Pachtflächen und eine solide Betriebsführung gaben dem Hof ein modernes Gesicht.

Auch in den schweren Jahren vor und nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die Familie auf dem Hof verwurzelt. Die Kinder der Bluncks – Günter, Walter und Bruno – trugen die Geschichte weiter in die Gegenwart.

Die Kate als Spiegel der Zeit

Über mehr als anderthalb Jahrhunderte hinweg erzählt die Reetdachkate von Roikier nicht nur die Geschichte einer Familie, sondern auch die Geschichte des ländlichen Lebens in Schleswig-Holstein. Sie hat Zeiten des Aufbruchs, der Not, der Trauer und des Wachstums gesehen.

Die Bauweise, einst schlicht und funktional, trägt Spuren von Generationen, die mit viel Arbeit und Hingabe aus einem einfachen Strohdachhaus ein lebendiges Familienheim gemacht haben. Und wer heute vor der Kate steht, spürt vielleicht noch den Hauch vergangener Zeiten: den Duft von frisch gebackenem Brot, das Knarren der Balken im Wind und die Stimmen derer, die hier lebten, liebten, arbeiteten – und weitergaben, was ihnen anvertraut war.

Kein Angebot oder Neuigkeit verpassen!

Hinterlasse uns einfach deine Email Adresse:

bottom of page